1993 im Sommerurlaub sagte Jakob zu seiner Eleonore, Du unser Ralf ist jetzt 27 und Meister, ich meine er soll jetzt weiter machen. Wieder Zuhause, sagte Ralf ohne Bedenkzeit „Ja“ und übernahm am 1.Januar 1994 den elterlichen Betrieb mit 15 Angestellten darunter auch Tochter Cornelia die am 1.Aug. 1977 ihre Lehre bei den Eltern als Bäckerei-Fachverkäuferin begonnen hatte. Die ersten Jahre arbeiteten die Eltern noch bei ihrem Sohn als Angestellte und hatten jetzt endlich auch den 8 Stundentag und die 5 Tagewoche. Heute sind die Beiden stolz auf das Erreichte. Es waren harte Jahre, aber die Mühe hat sich gelohnt. In jungen Jahren schon, versuchte sich der Ralf mit vielerlei Backkunst Familie und Freunde zu erfreuen und bekam so den Hang zur Handwerksgilde. Im Alter von 10 Jahren richtete er dann eine entscheidende Frage an Vater Jakob, als es darum ging, welche weiterführende Schule er nach der Grundschule besuchen sollte. „Papa was mach ich denn jetzt“. Eine Antwort war einfach: „Wenn du Bäcker werden willst, dann reicht auch die Hauptschule. Dann kommst du schon früh in die Lehre und hast die Möglichkeit eher als andere Geld zu verdienen“.
Nach solcher Antwort war ein Schulabgang mit 15 Jahren die Folge. Mit fast 16 Jahren begann der Ralf dann eine Lehre zum Bäcker beim „Cafe Herz“ in Rottweil. Dort wechselte zu diesem Zeitpunkt gerade die Geschäftsführung vom Besitzer Karl Herz zum Pächter Wolfgang Dold. Kurz nach dem 16. Geburtstag hatte er dann die Prüfung für den 80-erle – Führerschein abgelegt und sich vom Konfirmationsgeld eine Honda MTX gekauft. Leider war nur drei Wochen nach dem Anmelden des Klein-Motorrads der erste Unfall da. Ein gesplittertes Schienbein war die Folge.
Nach fast sieben Monaten Heilungsphase wechselte der Ralf dann in den elterlichen Betrieb, da der Pächter vom „Cafe Herz“ eine Lehrzeitverlängerung vorschlug. Nach nur knapp zwei Jahren effektive Lehrzeit schloss er dann die Prüfung als bester im praktischen Teil der Innung „Schramberg/Oberndorf/Sulz“ ab. Es folgten dann mehrere Gesellenjahre im elterlichen Betrieb, sowie im „Cafe Sapel“ in Königsfeld und der „Bäckerei Fischerkeller“ in Bad Dürrheim, bevor man sich an der Meisterschule in Stuttgart einschrieb. Nach sechs Monaten intensiver Schulung erreichte der Ralf dann am 10. März 1991 den Meistertitel mit „sehr Gut“ im theoretischen Teil, sowie einem „Gut“ im praktischen Bereich. Als Ausbilder im Betrieb der Eltern unterwies er dann mehrere jungen Menschen der Backkunst, die dann auch hervorragende Prüfungen ablegten, die mit verschiedenen Ehrungen und Einladungen zu weiteren Leistungswettbewerben belohnt wurden.
Im Herbst 1992 schrieb der Ralf sich dann an der Hochschule für Betriebswirtschaft in Frankfurt ein, um dort den Betriebswirt abzulegen. Zu diesem Vorhaben kam es jedoch nicht, da im Juni des Jahres 1993 (kurz vor Beginn der Schule in Frankfurt) die elterliche Frage an ihn gerichtet wurde, ob er die Bäckerei zum Jahreswechsel übernehmen wolle. Trotz Bedenken der eigenen Eltern, ob er diesen großen Berg an Verantwortung, finanzieller Belastung und den Verzicht auf große Teile an Freizeit überhaupt bewältigen könnte, war die Zusage ganz obligatorisch. Zu diesem Zeitpunkt war der Ralf ohne feste Bindung. Die Jahre zuvor war ein Wechsel von verschieden Beziehungen die Folge eines schwierigen Berufsfeldes, mit dem sich kaum eine Frau anfreunden wollte. Denn 80 bis 100 Std. pro Woche, kein Freitagabend zum Ausgehen, kein Samstag frei und Sonntagabend wieder im Geschäft, dass wollte eben niemand haben. Allerdings das Geld und auch so manche schönen Dinge (Auto, Urlaub etc.) waren dann doch verlockende Anreize für einen Versuch von manchen Damen. Es stellte sich, je älter der Ralf wurde, dann immer schneller heraus, worauf die Freundschaften tatsächlich aufbauten.
So kam es, dass er an einem Samstagabend im September des Jahres 1995 in einem Tanzlokal seiner heutigen Frau „Silke“ über den Weg lief. Der erste Blick war dann auch der ausschlaggebende für die Zukunft. Denn man hoffte auf ein baldiges Wiedersehen nach dem man sich in Freundschaft getrennt hatte.
Dieses Mal jedoch täuschte er ein normales Leben als Bäckergeselle vor. Auch seinen Mercedes verschwieg er. Und so folgte erst zwei Wochen später die Wahrheit über den tatsächlichen Lebenswandel vom Ralf. Stieftochter „Antje“ schloss der Ralf vom ersten Tag an wie seine eigene Tochter ins Herz. Am 5. Juni 1999 wurde dann eine wunderschöne Hochzeit gefeiert und „die Bestellung“ von Tochter Antje gleich in die Tat umgesetzt. So kam Sohn „Steven“ zur Familie hinzu, der am 22.02.2000 das Licht der Welt erblickte. Trotz alldem blieb die Zeit im Betrieb nicht stehen und der Ralf war zeitgleich mit dem Aufbau seiner ersten eigenen Filiale in Rottweil unter erheblichem Zeitdruck beschäftigt. Am 07.März 1996 eröffnete man diese mit einem attraktiven Angebot.
In den Herbstferien des Jahres 2000 weilte dann die Familie Geiger für zehn Tage auf Fuerteventura um Urlaub zu machen. Am Donnerstag, den 02.11.2000 wurde diese Freizeit jedoch unterbrochen, als ein Anruf von Vater Jakob den Ralf erreichte, der ihm mitteilte, dass die Bäckerei ADE Probleme mit dem Pächter aus der Nachbarortschaft habe und dringend eine Übernahme von uns wünschenswert wäre. Da diese Bäckerei nur noch am Freitag liefern würde, wäre die Versorgung der Ortschaft am Samstag nicht mehr möglich. Kurzerhand sagte man eine Belieferung und Verkauf unter Regie der Hausbesitzer zu. Durch den zusätzlichen Arbeitsaufwand, war es jedoch unmöglich den Urlaub fortzusetzen. Dies führte zu großen Anstrengungen: Ein Nachtflug nach Köln und Transferabholung von Köln Nachts um 1.00 Uhr. Am Samstag wurde kurzerhand die Bäckerei ADE beliefert, Sonntags ein Gespräch geführt und sogleich die Entscheidung über eine Übernahme als Filiale getroffen. Nach nur drei Tagen Planung und Betriebs-Umstrukturierung wurde die Bäckerei ADE als Filiale der Landbäckerei GEIGER am Donnerstag drauf wieder eröffnet. So entstand letztendlich Fachgeschäft Nummer 4 in einer „Nacht und Nebel“ Aktion. Fachgeschäft Nr.5 folgte nur ein Jahr später, nämlich genau am 15.November 2001. Die Übernahme der Bäckerei Steinbach in Aistaig erfolgte nach nur zweiwöchigem Umbau. Da dieses Mal genügend Zeit zur Verfügung stand, konnte dieses Projekt gut vorbereitet werden. Um die Mengen an Backwaren überhaupt noch zu bewältigen, wurde die Produktion drei Monate zuvor unter erheblichen finanziellen Aufwendungen modernisiert, rationalisiert und erweitert. Zwischendurch nahm man sich Zeit, um öffentliche Präsentationen z.B. zum „50 jährigen Bestehen Baden-Württembergs“ den längsten Kuchen zu sponsern, dessen Erlös dem Deutschen Roten Kreuz Villingendorfs zum Kauf eines Frühdefribrilators zu Gute kam.
Auch im privaten Bereich wurden Anstrengungen unternommen, wie dreimal in den letzten Jahren in der Ferienzeit das Ferienprogramm als geschulter Inline-Lehrer die Jugend von Villingendorf zu unterweisen.
Außer das man in manchen Vereinen noch als aktives Mitglied beiwohnte wurden auch ehrenamtliche Tätigkeiten, so das Amt des stellvertretenden Obermeisters der Innung Schramberg/Oberndorf/Sulz ausgeübt. Als Aufsichtsratsmitglied der BÄKO Freudenstadt, und nach der Fusion der BÄKO Südwürttemberg bestritt man weitere Zeitaufgaben für das Handwerk. Erwähnenswert bleibt auch die Teilnahme an einem Arbeitskreis, der sich mit weiteren elf Kollegen aus dem gesamten Raum Baden Württembergs mehrmals zu Betriebsbesichtigungen und Seminaren trifft, um auch weiterhin für die Zukunft ansprechende Akzente zu setzen. Trotz schlechter Wirtschaftslage plant der Ralf weiter, so dass für das Jahr 2007 ein Neubau der Produktion im Industriegebiet von Villingendorf errichtet werden soll. Deshalb kam am 05.08.2003 auch Tochter Kim-Michelle hinzu – vielleicht zur Unterstützung ihres Bruders Steven beim Neubau…
Die Zukunft kommt rasend schnell und wir bereiten uns bestmöglichst darauf vor.
Fortsetzung folgt …